PDF-Bücher Die Gesellschaft der Singularitäten: Zum Strukturwandel der Moderne, by Andreas Reckwitz
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Die Gesellschaft der Singularitäten: Zum Strukturwandel der Moderne, by Andreas Reckwitz
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Pressestimmen
»Reckwitz' Theorie ist bestechend. Ein gesamtgesellschaftlicher Diskurs kommt an ihr kaum vorbei.« Friedhard Teuffel, Der Tagesspiegel 23.10.2017»Kurzum: Mit Reckwitz' Gesellschaft der Singularitäten lassen sich die entscheidenden ökonomischen, kulturellen und politischen Prozesse und Probleme der Spätmoderne in den Blick nehmen.« Dieter Schnaas, Wirtschaftswoche 14.10.2017» ... Die Gesellschaft der Singularitäten [zeigt] erstmals ein erkennbares und überzeugendes Bild dessen, was unserem Zusammenleben zugrunde liegt.« Meredith Haaf, Süddeutsche Zeitung 26.10.2017»Die Gesellschaft der Singularitäten dürfte zu den intensiv diskutierten Neuerscheinungen der Saison zählen.« ZDF-aspekte 03.11.2017»Die Gesellschaft der Singularitäten ist ein engagiertes Plädoyer für eine Debatte über neue allgemeinverbindliche Normen und Werte und ein wichtiger Schlüssel zu einem umfassenden Verständnis unserer spätmodernen Zeit.« Mirko Schwanitz, Bayerischer Rundfunk 02.11.2017»Den Lesern von Reckwitz' neuem Buch wird die Lektüre einiges abverlangen. Unbestreitbar ist, dass ihnen eine Fülle von neuen Einsichten, zum Teil brillanten Beschreibungen und glänzenden Formulierungen geboten wird.« Wolfgang Knöbl, soziopolis.de 14.11.2017»[Reckwitz] ist ein besonderes Buch gelungen, ein origineller Zugriff auf unsere Gegenwart.« Tobias Becker, Literatur SPIEGEL Dezember 2017 /Januar 2018»Ãœberall neue Konflikte und Klassen – wegen der Kultur! Ein Soziologe liefert kluge Generaltheorie unserer Epoche.« Alexander Cammann, DIE ZEIT 23.11.2017»Wer unsere Zeit verstehen will, sollte unbedingt Andreas Reckwitz lesen.« Svenja Flaßpöhler, Deutschlandfunk Kultur 30.12.2017»Der hohe Reiz der Theorie der Gesellschaft der Singularitäten liegt in der Durchführung, die Reckwitz unternimmt in den Feldern der Arbeitswelt, der Digitalisierung, der Lebensführung und der Politik. Eine Theorie für die nächsten zehn Jahre, denn ihr gelingt es, die sonst so weit voneinander geschiedenen Felder zusammen zu denken.« Michael Schikowski, immer-schoen-sachlich.de 26.10.2017
Über den Autor und weitere Mitwirkende
Andreas Reckwitz, geboren 1970, ist Professor für Kultursoziologie an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder und derzeit Fellow im Thomas Mann House in Los Angeles. 2019 erhielt er den Leibniz- Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Gesellschaft der Singularitäten wurde mit dem Bayerischen Buchpreis 2017 ausgezeichnet und stand 2018 auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse in der KategorieSachbuch/Essayistik.
Produktinformation
Broschiert: 480 Seiten
Verlag: Suhrkamp Verlag; Auflage: 1 (12. August 2019)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3518587420
ISBN-13: 978-3518587423
Größe und/oder Gewicht:
14,5 x 3,4 x 22 cm
Durchschnittliche Kundenbewertung:
3.6 von 5 Sternen
22 Kundenrezensionen
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Die meisten kritischen Rezensionen hier beziehen sich fast ausschließlich auf die ultraakademische Sprache von Reckwitz. Klar: wer Ausdrücke wie 'Valorisierung', 'praxeologisch' oder 'apertistisch' nachschlagen muss, der wird an dem Buch keine Freude haben. Aber so sind sie nunmal, die Soziologen: Wer von ihnen allgemein verständlich schreibt, der ist bei den Peers sofort unten durch.Die Kritik an dem Soziologen-Jargon ist richtig, aber in meinen Augen nicht entscheidend. Mir hat das Buch aus anderen Gründe nur so mittelprächtig gefallen.Erstens ist das Buch ziemlich redundant. Was der Autor zu sagen hat, das sagt er im Großen und Ganzen in der Einleitung; der Rest des Buches besteht dann nur noch aus langatmigen Anwendungen der Grundgedanken auf verschiedene Themengebiete: Wirtschaft, Kultur, Lifestyle, Politik, dabei immer wieder die gleichen Formulierungen wiederholend. Das ist ziemlich langweilig, denn wenn man einmal den Grundgedanken begriffen hat, dann weiß man irgendwie immer schon, was als Nächstes kommt.Zweitens habe ich den Eindruck, dass Reckwitz einen gesellschaftlichen Teiltrend zum soziokulturellen Megatrend ausruft. Dass die Logik des Allgemeinen flächendeckend und alle Lebensbereiche durchdringend durch eine Logik des Besonderen abgelöst worden wäre, das kann ich so nicht sehen. Das mag für die von Reckwitz so genannte 'neue Mittelschicht' zutreffen, aber auch hier wohl eher nur für die Avantgarde, die Kreativen, Kosmopoliten... also für die Leute, mit denen Menschen wie Professort Reckwitz alltäglich Umgang pflegen. Hätte die Logik des Besonderen tatsächlich alle Lebensbereiche erfasst: warum sehen dann in den Städten die Fußgängerzonen überall gleich aus? Warum haben alle Autos die gleichen gedeckten, langweiligen Farben? (Ich kann mich noch an die singulär bunte Autowelt der Siebziger erinnern!)Drittens – und das ist m.E. der entscheidende Punkt – sagt Reckwitz wenig bis nichts über die Gründe hinter der „Gesellschaft der Singularitäten“. Es sieht bei ihm so aus, als sei die Sphäre des Kulturellen autonom, und als sei irgendwann in den Achtzigern irgendwie die Ära der industriellen Moderne in die Ära der Spätmoderne übergegangen. Er beschreibt also nur die Bewegungen an der Oberfläche, ganz so, als wenn Geologen nur die Drift der Kontinentalplatten beschreiben würden, ohne sagen zu können, was diese Drift im Untergrund antreibt.Ich glaube, dass der Trend zur "Singularisierung", den Reckwitz in dem Buch beschreibt, primär ökonomische Gründe hat: Dass die Sphäre der Wirtschaft ab den Siebzigern, dann besonders in den Achtzigern (Stichwort: Neoliberalismus) im Westen immer mehr vom Wettbewerb bestimmt wurde, und dass dieser ökonomische Wettbewerb dann nach und nach in alle Lebensbereiche eingedrungen, durchgesickert ist, so dass wir alle heute, ob wir es wollen oder nicht, ständig im Wettbewerb stehen, nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch in der Freizeit, in der Partnerschaft.Der Markt, der Wettbewerb ist inzwischen überall, und wir sind alle nolens volens Akteure auf diesem Markt. Und das ist es, was uns dazu zwingt, ständig an unserer Performance zu arbeiten, uns fortwährend auszuzeichnen, unser Leben zu "kuratieren". Die 'Logik des Besonderen' ist also eine Folge (!) dieser totalen Vermarktlichung aller Lebensbereiche. Die von Reckwitz so getaufte 'neue Mittelschicht', das sind die Leute, die in dieser Vermarktlichung die Nase vorne haben, die hier in ihrem Element sind, die in der Lage sind, auf den Wellen des ständig sich ändernden Marktes zu surfen; wer hingegen in den Wellen untergeht, findet sich schnell in der 'neuen Unterschicht' wieder.Reckwitz ist Kultursoziologe, und als solcher muss er an den Primat der Kultur glauben. Ich aber glaube, dass er damit das Wesentliche aus dem Blick verliert: die Umbrüche, die seit der Mitte der Siebziger in der Wirtschaft stattgefunden haben, und die von dort aus die ganze Gesellschaft umgeformt haben und sie noch immer umformen. Der Autor spricht zwar auch von einer "radikalen Vermarktlichung qua Kulturalisierung", doch er stellt die Lage auf den Kopf, wenn er meint, dass die Marktlogik der Spätmoderne von der Kultur auf die Wirtschaft übergegangen sei, "dass das Kunstfeld zur strukturellen Blaupause der spätmodernen Ökonomie avanciert" sei (S.155).-Nicht die Wirtschaft wurde - wie Reckwitz behauptet - kulturalisiert, sondern die Kultur vermarktlicht, und zwar aus dem Feld der Wirtschaft heraus. Das Kulturelle muss sich - wie alles andere auch! - in der Spätmoderne auszahlen, es muss sich rechnen, und zwar nicht irgendwie metaphorisch, auf "Aufmerksamkeitsmärkten", sondern ganz konkret. Ich denke, Kultur kann man heute nur unter dem Blickwinkel des ökonomisch dominierten Marktes verstehen.Das hat Reckwitz in meinen Augen nicht verstanden, ja, er missversteht die Richtung der Wirksamkeit, wenn er die Kultur zur dominanten Sphäre erklärt, weshalb seine Analysen an der Oberfläche bleiben.
Schon in seinen beiden letzten großen Monographien hat Andreas Reckwitz eine originelle und für mich sehr instruktive Sichtweise auf die moderne Gesellschaft entwickelt, indem er z.B. zwischen drei aufeinander folgenden Phasen der Modernisierung differenziert. Diese Perspektive erhält in diesem neuen Werk nun einen verallgemeinerten begrifflich-theoretischen Rahmen und wird so zu einer eigenständigen Gesellschaftstheorie ausgebaut.Nachdem er zunächst auf etwas über 100 Seiten seine Grundbegriffe entwickelt, wendet Reckwitz diese in den Folgekapiteln auf klassische Gegenstände der Soziologie wie Wirtschaft, Lebenswelt und Politik an. Man könnte viel darüber schreiben, aber ich möchte nur drei besondere Stärken hervorheben, die ich an Reckwitz' Schreiben schätze:(1) Schafft er es, begrifflich sehr klar und trennscharf zwischen verschiedenen Gesellschaftsformen zu unterscheiden, gleichzeitig bleibt sein Blick auf die Gesellschaft aber differenziert. Beispiel: Zwar wird in der Spätmoderne eine Orientierung auf Einzigartigkeit vorherrschend, die früher vorherrschende Vergesellschaftungsform der Standardisierung bleibt aber als Hintergrundstruktur bestehen. Dies finde ich sehr plausibel, wenn man z.B. bedenkt, dass auch Großstadthipster aus der Kreativbranche Steuererklärungen abgeben müssen.(2) Gelingt es Reckwitz immer wieder, präzise den "Zeitgeist" unserer Gegenwart einzufangen und die Attraktivität ihrer typischen Vorlieben, Lebensstile usw. plausibel zu machen, ohne dabei aber zu einem "Verkünder" dieser Mentalität und damit selbst zu Zeitgeist zu werden. Wie er sich selbst ausdrücklich vornimmt, betreibt er weder eine affirmative Feier noch eine entlarvende Kritik an der modernen Gesellschaft.(3) Thematisiert Reckwitz das Thema sozialer Ungleichheit aus kultursoziologischer Perspektive, belässt es aber nicht bei der Beschreibung von Milieus und Lebensstilen, sondern führt ausdrücklich den Begriff der sozialen Klassen wieder ein, die in der Spätmoderne an die Stelle der "nivellierten Mitelstandsgesellschaft" treten. Diese Perspektive finde ich im Hinblick auf das Verständnis aktueller sozialer und politischer Konflikte zwischen "Establishment" und "Abgehängten" sehr beeichernd, gerade im Vergleich und als Ergänzung zu den häufig ausschließlich auf Einkommen und Vermögen abstellenden öffentlichen Debatten.Allen, die Freude an Gesellschaftstheorien und ihrer Anwendung haben und/oder versuchen, unsere Gegenwart inkl. ihrer typischen Aufreger besser zu verstehen, lege ich dieses Buch sehr ans Herz.
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